Schon als wir 2016 das erste Mal bei Andy und Theresia Haag zu Gast waren, hat uns das Virus Otjikoko infiziert, und dagegen ist nur ein Kraut gewachsen: immer wieder dorthin fahren. Was macht man mit einer 17-jährigen Göre, die gerade den Jugendjagdschein erworben hat? Auf Otjikoko kein Problem. Einer der einheimischen Jagdführer pirscht mir und sitzt an, Mademoiselle lernt Fährten zu lesen und sich im Dornbusch zu bewegen und kommt dann Tage später mit einem Gnu als Beute auf die Farm zurück. Von mit der Flinte erlegten Perlhühnern wollen wir an der hier gar nicht sprechen. Aber von der familiären Atmosphäre auf Otjikoko. Nach einem leckeren und umfangreichen Abendessen ist die junge Dame Mittelpunkt am Lagerfeuer und erzählt von ihren Jagdabenteuern und vor allem auch von dem, was sie alles gesehen hat, und das war viel.
Das sind nicht nur die verschiedenen Antilopenarten auf Otjikoko, das sind auch Webervögel, „Reichsvögel“ wegen ihrer Zeichnung so genannt, diverse Taubenarten, Hasen (Kaphase!), Enten, Gänse, Strauße und anderes Getier. Der Leopard wird gefährtet, Erdferkel gesichtet, Hyänen verhört. Zu sehen und hören gibt es im zentralen Hochland Namibias genug. Aber es ist keine Katalogjagd, der Gast muss sich auch ein wenig anstrengen und Geduld haben, bis er zu Schuss kommt. Jedenfalls sind wir in den drei Jahren immer zu Schuss gekommen. Impala, Springbock, Warzenkeiler, Weißschwanz-Gnu, Kudu und Oryx sind mittlerweile auch vermerkt.
Das allein wäre schon die Reise nach Otjikoko wert, ist es aber nicht. Mit Familie Haag und ihren Mitarbeitern ein Stück ursprüngliches Afrika zu erleben, das ist es. Mit den jungen schwarzen Farmbewohnern am Lagerfeuer zu deren Gesang zu tanzen, mit dem Geländewagen über die Farm zu bummeln oder sich eine Pulle des südafrikanischen Hausweins zu schnappen und in den Bergen oberhalb der Ranch ein paar romantische Stunden zu verbringen, das ist das Virus Otjikoko. Und darum heißt es bei uns „Wir haben eine Farm in Afrika“.
Hanjo Wimmeroth